1. Die selbsterannten "Demokratien" dieser Welt
sind tatsächlich im Alltag antidemokratisch:
"Vorgesetzte" befehlen "Untergebenen",
und jede leiseste Kritik daran wird
bestenfalls mit beißender Häme beantwortet,
bei größerer Kritik sogar mit Entzug des
erarbeiteten Lebensstandards geahndet.
Einmal alle paar Jahre Kreuzchen machen
ist für die allermeisten Menschen "die Demokratie",
also "das Volk bestimmt über sich selbst",
während ihr Alltag von diversen Despoten
bestimmt wird (Politiker, Lehrer, Professoren,
Ausbilder, Chefs, Vermieter, ...),
ihr ganzes Leben lang.
2. Ob Parlament oder Volksentscheid, immer werden
die politischen Entscheidungen auf Grundlage
von Informationen gefällt, und um genau diese
kümmert sich eine ganze Manipulationsindustrie
in Vollzeit, die milliardenschwere PR-Branche.
Via Lobbyisten bearbeiten sie die Politiker,
um Gesetze und staatliches Handeln den
zahlenden Machtinteressen anzupassen;
via Massenmedien bearbeiten sie das Volk,
um die dem Lobbyismus zugänglichsten
Parteien bei Wahlen strategisch zu platzieren
und um ein effektives Aufbegehren des Volkes
gegen die herrschenden Zustände oder
PR-gesteuerte Entwicklungen auszuschließen.
Daher sind nicht nur alle Wahlen manipuliert,
sondern auch alle Parlamentsbeschlüsse und
sogar alle Volksentscheide, weil nämlich
die Entscheidungsgrundlage in den Köpfen
der Mehrheit bereits manipuliert worden ist.
3. Als "ganz demokratisch" gilt den meisten,
wenn die Mehrheit bestimmt, was alle betrifft.
Dies ist jedoch nichts anderes als das
bloße Faustrecht, das Recht des Stärkeren:
Würde man sich um den Streitpunkt prügeln,
würde die zahlenmäßig größere Partei
wahrscheinlich gewinnen, also füge sich die
Minderheit mal lieber gleich, sonst ...!
Nun würde umgekehrt aber niemand das "Recht
des Stärkeren" als "demokratisch" bezeichnen,
und das Wort Demokratie wäre auch überflüssig.
Demokratie muss also etwas anderes sein
als die Herrschaft der jeweiligen Mehrheit
über alle Minderheiten.
4. Das Mehrheitsprinzip beruht auf einem
utilitaristischen Fehlschluss, es geht davon aus,
dass es immer die gerechteste Lösung sei,
wenn die Mehrheit bestimmt, weil dann die
geringste Anzahl unter der Entscheidung leidet,
während die größte Anzahl zufrieden ist.
Diese utilitaristische (= Nutzen abwägende)
Formel verkennt jedoch, dass Entscheidungen
oft sehr asymmetrische Auswirkungen haben:
Die Mehrheit mag sich etwa nur kurz mal freuen,
während die Minderheit fortan massiv leidet.
Die bloße Anzahl erfasst in keinster Weise,
wie stark eine Entscheidung den Einzelnen betrifft.
Mit dem Mehrheitsprinzip haben auch die ärgsten
Diktaturen jede Grausamkeit gegen Minderheiten
propagandistisch "gerechtfertigt".
All das ist sehr ernüchternd und hinterlässt wohl
erst einmal ein Gefühl der Leere, vielleicht sogar
Verzweiflung: Was bleibt denn dann noch?
Antwort: Etwas Neues!
Bevor wir aber dazu kommen, holen wir
auf der folgenden Seite so richtig Schwung ...
03. Es gibt keine demokratische Mehrheit!